Als S3 Feldwebel steckt der 55-jährige Oberstabsfeldwebel derzeit mitten in der Planung für die Ausbildung und Übung der Reservisten „seines“ Bataillons. Dabei kann er auf reichlich Erfahrung zurückgreifen. 1985 trat er seinen Wehrdienst im Gebirgspionierbataillon 8, damals noch in Brannenburg, an. Seitdem hat ihn die Bundeswehr nie richtig losgelassen und Bauer, der im Zivilleben Bauleiter für Gebäudetechnik ist, machte als Reservist eine eindrucksvolle Karriere: In seiner 35-jährigen Reservezeit hat er die Stufen vom Zugführer, über Kompanietruppführer bis zu seinem heutigen Dienstposten, S3 Feldwebel, durchlaufen.
Gemeinsam mit dem Kommandeur und dessen Stellvertreter plant er nun die Ausbildung der vier Kompanien im nichtaktiven Pionierbataillon 905.
Wechselwirkung auf Augenhöhe
„Wir machen das nicht allein“, beschreibt Harald Bauer. Der Coleurverband, also der aktive Verband, dem das Reservebataillon zugeordnet ist, ist das Gebirgspionierbataillon 8 in Ingolstadt. „Ohne dieses Bataillon geht gar nichts“, bedankt sich der Oberstabsfeldwebel bei der aktiven Truppe. Die rege Zusammenarbeit ist Garant für den Erfolg. „Unser Pionierbataillon 905, hat etwas mehr als 550 Dienstposten für Reservisten, mehr als 400 Stellen davon sind besetzt“, das sind mehr als 70 Prozent.
Im Vergleich zu anderen Reservebataillonen, welche um die 35 Prozent Stellenbesetzung vorweisen können, sei das eine sehr beachtliche Zahl, erklärt Bauer. „So etwas geht nur, wenn sich aktive Truppe und Reserve auf Augenhöhe begegnen und der eine von dem anderen lernt.“ Die beiden Bataillone, das aktive sowie das der Reserve, ziehen gegenseitigen Nutzen aus der engen Zusammenarbeit. Viele Ausbildungen werden gemeinsam geplant und durchgeführt. Das zeige etwa die aktuell laufende Ausbildung zum Schlauchboot-Bediener. „Bei den 22 Auszubildenden sind 4 aktive Pioniere des Coleurverbandes mit dabei, also ein eindeutiger Nutzen für die Aktiven.“
Initiative und Engagement sind der Motor
Der erfahrene S3 Feldwebel weiß aber auch: „Die materielle und organisatorische Unterstützung des aktiven Bataillons ist das eine, die Reserve schließlich mit Leben zu füllen, das andere.“Während seiner langen Zeit als Reservist hat sich immer gezeigt, dass Ausbildung in ihrer Qualität aber auch in ihrer Quantität die entscheidende Motivation ist, um Reserve einsatzbereit aufzustellen.
Hier hat das nichtaktive Pionierbataillon 905 in den letzten Jahren eine enorme Entwicklung gemacht. Im Jahr 2015 waren es noch drei Übungsvorhaben, bei denen Reservisten ausgebildet wurden. „Aktuell üben wir im Bataillon mit unseren Reservedienstleistenden an mindestens zwölf Übungsvorhaben in einem Jahr. Da steckt ein enormer Planungsaufwand dahinter“, so der 55-Jährige. Man habe sogar einen kleinen Stamm von sogenannten Dauerwehrübenden im aktiven Bataillon eingesetzt, um diese Vorhaben sauber und nacheinander abarbeiten zu können. „Die Spanne der Ausbildungsthemen ist enorm, allein in dieser Ausbildung schulen wir neben den S-Bootbedienern zusätzlich Funkgerätebediener und Militärkraftfahrer“, fügt er an.
Reserve in der Zukunft – wir müssen sie entwickeln
Viribus unitis, mit vereinten Kräften, ist das Motto des nichtaktiven Reservebataillons 905. „Genau das versuchen wir in die Tat umzusetzen. Wenn Soldaten den aktiven Dienst beenden, ist es wichtig, den Schwung beizubehalten und die fachliche Kompetenz für die Herausforderungen der Landes- und Bündnisverteidigung über die Reserve zu sichern.“ Oberstabsfeldwebel Bauer sieht mit der kommenden Grundbeorderung der ausscheidenden Soldaten sowohl eine große Chance als auch eine spannende Herausforderung. „Die Zahlen der Reservisten werden steigen. Es liegt an uns, die Ausbildung modern und attraktiv zu gestalten, um bei Bedarf auf gut ausgebildete und motivierte Reservisten zurückgreifen zu können.“
Doch der erfahrene Reservist ist zuversichtlich und geht noch weiter: „Mit dem Förderverein des Bataillons vergessen wir auch die Familien, Angehörigen oder die Ehemaligen, die die Altersgrenze bereits überschritten haben, nicht.“ Für den S3 Feldwebel bedeutet Reserve: Kameradschaft, Ausbildung und vor allem – niemals Stillstand!
von René Hinz